Krankheitsbild: Schlaganfall

Krankheitsbild: Schlaganfall

Ein Schlaganfall kommt meist völlig unerwartet und kann schwerwiegende Folgen haben. Im MEDICLIN Klinikum Soltau ist die Behandlung nach einem Schlaganfall der häufigste Grund zur Aufnahme.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Durchblutung des Gehirns plötzlich gestört wird, etwa durch ein Blutgerinnsel oder aber durch eine Hirnblutung. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist, kommt es zu unterschiedlichen Funktionsstörungen.

In den meisten Fällen tritt ein Schlaganfall plötzlich und unerwartet auf. In Industrieländern sind Schlaganfälle die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen.

Symptome

Typische Anzeichen für einen Schlaganfall sind:

  • Sprach-, Seh- oder Bewusstseinsstörungen
  • Sensibilitätsstörungen (z.B. Taubheitsgefühle)
  • Lähmungen

Die Betroffenen sprechen häufig undeutlich oder können überhaupt nichts mehr sagen oder verstehen. Oft tritt eine einseitige Lähmung auf, etwa einer Gesichtshälfte, eines Arms oder eines Beins.

Ursachen eines Schlaganfalls sind:

  • Mangeldurchblutung, weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß im Gehirn verstopft (in etwa 80 Prozent der Fälle)
  • Hirnblutung (in 20 Prozent der Fälle)

Risikofaktoren

Im Alltag kann jeder von uns die Gefahr, einen Hirnschlag zu erleiden, selbst senken. So steigern etwa Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss oder mangelnde Bewegung das Schlaganfallrisiko – wie übrigens die Anfälligkeit für viele andere Erkrankungen. Das bedeutet: Wer gesund lebt, kann sein persönliches Risiko für einen Schlaganfall senken.

Auf andere Faktoren können Sie hingegen keinen Einfluss nehmen:

  • Ein fortgeschrittenes Lebensalter: das Schlaganfallrisiko verdoppelt sich alle zehn Jahre nach dem 55. Lebensjahr.
  • Das Geschlecht: bei Männern ist das Risiko um 24 bis 30 Prozent höher als bei Frauen.
  • Die genetische Vorbelastung: hatten schon Mutter oder Vater einen Schlaganfall, liegt das Risiko 1,9 Prozent höher.

Behandlungsphasen nach einem Schlaganfall

Wählen Sie bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort den Notruf 112.

Die Überlebenschancen und die Rehabilitationsaussichten sind umso besser, je früher die Behandlung beginnt.

Die Behandlung nach einem Schlaganfall erfolgt in Deutschland nach dem sogenannten neurologischen Phasenmodell:

  • Phase A: Akutbehandlung im Krankenhaus, z.B. auf einer Stroke Unit oder der Intensivstation. Die Ärzte untersuchen, welche Ursache der Schlaganfall hat und welche Hirnregionen betroffen sind. Bei Hirnblutungen kann eine Operation notwendig sein. Wenn ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft, können die Ärzte versuchen, dies z.B. durch die Gabe von Medikamenten zu beseitigen. Manchmal ist auch eine Auflösung „vor Ort“, d.h. direkt im verstopften Gefäß mit einem Gefäßkatheter notwendig. Dabei führt der Arzt einen dünnen Draht durch die Gefäße an die betroffene Stelle um das Gerinnsel zu entfernen.
  • Phase B: Frührehabilitation. Nach der Akutversorgung sollten schnellstmöglich rehabilitative Maßnahmen beginnen. Ein Teil der Patienten muss zu diesem Zeitpunkt noch intensivmedizinisch betreut werden. Wichtiges Ziel der dann notwendigen Frührehabilitation ist es, Komplikationen zu vermeiden; beispielsweise, dass der Patient durch das Verschlucken bei einer Schluckstörung (Aspiration) eine Lungenentzündung entwickelt oder sich durch falsche Bewegungen verletzt.
  • Phase C: Die Patienten können bereits aktiv in der Therapie mitarbeiten, müssen aber noch weitgehend medizinisch und pflegerisch betreut werden.
  • Phase D: weitergehende Rehabilitation des im Alltag weitgehend selbständigen Patienten nach Abschluss der Frühmobilisation
  • Phase E: nachgehende Reha-Leistungen, z.B. berufliche Rehabilitation
  • Phase F: dauerhaft unterstützende Leistungen

So behandeln wir Patienten nach einem Schlaganfall

Im MEDICLIN Klinikum Soltau decken wir sowohl die Frührehabilitation im Krankenhaus als auch die allgemeine neurologische Rehabilitation von Schlaganfallpatienten ab. Das ermöglicht eine durchgängige Versorgung von der Phase B bis zur Phase D (siehe Kasten „Behandlungsphasen“).

Ziel ist eine nahtlose Behandlung unserer Schlaganfallpatienten in der Frührehabilitation im Krankenhaus und in der anschließenden Rehabilitation im Sinne einer Behandlungseinheit.

Diagnostik

Wenn ein Patient nach einem Schlaganfall in unserem Krankenhaus aufgenommen wird, führen unsere Ärzte allgemeinklinisch-internistische und spezielle neurologische Untersuchungen durch. Bei Bedarf folgen Untersuchungen per Computer- und Kernspintomografie.

Da Schlaganfallpatienten uns üblicherweise nach einer vorangegangenen Akutbehandlung erreichen, ist das Ziel der Diagnostik, offen gebliebene Fragen zur Einordnung von Symptomen und deren Ursachen zu klären, um notwendige Behandlungen einleiten zu können.

Mögliche Untersuchungen

Neurologische Bildgebung
  • Klinische Untersuchung
  • Computertomografie (CT)
  • Kernspintomografie (MRT)
  • Fieberendoskopische Schluckdiagnostik (FEES)
  • Radiologische Schluckdiagnostik (Röntgen-Brei-Schluck)
  • Multifunktionale Röntgendiagnostik
Neurologische Funktionsdiagnostik und Neurophysiologie
  • Elektroenzephalografie (EEG)
  • Evozierte Potentiale (VEP, AEP, SEP inkl. Mehrkanal-Untersuchung)
  • Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
  • Autonome Funktionsdiagnostik (HFV-Untersuchungen, SHA, etc.)
  • Messung von Knöchel-Arm-Index zum Sreening auf periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Videonystagmografie (VNG inkl. Kalorik)
  • Fachspezifische Sonografie (Restharnsonografie)
  • Posturografie
Neurovaskuläre Diagnostik

Extra- und transkranielle Farbduplex- und Dopplersonografie

Neurologische Labordiagnostik
  • Klinisch-chemisches Labor, teilweise in Kooperation
  • Liquordiagnostik (inkl. Zytologie im eigenen Liquorlabor)
Spezielle Diagnostik bei neurologischen Syndromen
  • Neuropsychologische Testverfahren
  • Diagnostik von Sprachstörungen 
  • Orthoptische Untersuchung
  • Goldmann-Perimetrie
Internistische Funktionsdiagnostik
  • Ruhe-, Langzeit- und Belastungs-EKG
  • Langzeit-Blutdruckmessung
  • Echokardiografie
  • Spirometrie
  • Schlafapnoe-Screening (MESAM)
  • Sonografie von Schilddrüse, Abdomen, Thorax, Gelenken, Gefäßen

Therapie nach einem Schlaganfall

Frührehabilitation der Phase B

Nach der eigentlichen Akutbehandlung im Krankenhaus beginnt die Frührehabilitation (Phase B). In dieser erfolgen intensive Therapien, um den möglichen Folgen des Schlaganfalls wie Bewegungs-, Sprach- oder Schluckstörungen entgegenzuwirken.

Wenn nötig, werden die Patienten weiterhin intensivmedizinisch überwacht und versorgt.

Allgemeine Therapien:
  • Basale Stimulation (Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung)
  • Kinästhetik (schonende Unterstützung von Bewegungen)
  • Physiotherapie (Krankengymnastik)
  • Schluckdiagnostik und -therapie
  • Management der Trachealkanüle (Versorgung nach Luftröhrenschnitt)
  • Kognitives Training für Gedächtnis und Konzentration
  • Anleitung und Beratung von Patienten und Angehörigen
Bei Bedarf eingesetzte spezielle Therapieverfahren:
  • Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF; spezielle Therapie zur Anregung von Wahrnehmungs- und Bewegungsfunktionen)
  • Bobath-Konzept (physiotherapeutisches Konzept zur Behandlung von Patienten mit zentralen Lähmungen)
  • Therapie nach dem Affolter-Konzept zur Behandlung von Wahrnehmungsstörungen
  • Übungen nach Perfetti (Förderung beeinträchtigter Gehirnregionen)
  • Forced-Use-Therapie bzw. Taub'sches Training (bewusster Gebrauch der betroffenen Gliedmaßen)
  • Spiegeltherapie (spezielle Ergotherapie zur Bewegungsanbahnung bei schwerer Lähmung)
  • Alltagsorientiertes Training
  • Neuropsychologische Therapie (inkl. verhaltenstherapeutischer Elemente)
  • Training von Gesichtsfeld und Augenbewegungen (Okulomotorik)
  • Heil- und Hilfsmittelberatung

Weiterführende Rehabilitation (Phasen C, D)

Das Ziel der Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist, dass Sie als Patient wieder die Fähigkeiten zurückerlangen, die durch die Erkrankung verlorengegangen sind. Ist das nicht oder nicht vollständig möglich, unterstützen Sie unsere Therapeuten bei der Entwicklung von Strategien (z.B. auch Hilfsmittelanpassung) wie Sie trotz bleibender Einschränkungen Ihren Alltag meistern können.

Oft müssen Patienten nach einem Schlaganfall Selbstverständlichkeiten wie Sprechen, Gehen oder kognitives Erfassen neu erlernen und trainieren.

Bei der Behandlung arbeiten Spezialisten aus verschiedenen Bereichen zusammen, z.B.:

  • Neurologen und andere Fachärzte
  • Ergotherapeuten
  • Physiotherapeuten
  • Sprachtherapeuten
  • Neuropsychologen
  • speziell geschulte Pflegekräfte

Jeder Patient bekommt einen angepassten Therapieplan, dieser umfasst beispielsweise

  • Training von Aktivitäten des täglichen Lebens, z.B. Haushaltstraining
  • Selbsthilfetraining
  • Wahrnehmungstraining
  • Training der Feinmotorik
  • Hirnleistungstraining
  • computergestützte Sprachtherapie
  • physiotherapeutische Übungen und Krankengymnastik
  • Anwendungen wie Bäder und Massagen
  • Bewegungstherapie
  • Ergotherapie
  • Psychotherapie
  • Angehörigenberatung

Die Vorsorge hat während Ihrer Reha einen wichtigen Stellenwert. In Schulungen vermitteln wir Ihnen, wie Sie mit Ihrer Erkrankung umgehen und Ihr Risiko für einen erneuten Schlaganfall senken. Hierfür bieten wir Kurse zur gesunden Ernährung, Bewegung und zum Umgang mit Stress.

Wer Sie behandelt

Dr. med. Alfons Meyer

Dr. med. Alfons Meyer

Chefarzt der Fachklinik für neurologische Rehabilitation

Prof. Dr. med. Philipp Hüllemann

Prof. Dr. med. Philipp Hüllemann

Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation

Anja Wesseloh

Anja Wesseloh

Therapieleitung

Wie Sie uns kontaktieren können

Katrin Feldt

Katrin Feldt

Sekretariat der Klinik für neurologische Rehabilitation

MEDICLIN Klinikum Soltau